Unterländer Wallfahrt nach Mariastein am 30. September 1979

Liebe Wallfahrer!

Im Namen des HH Erzbischofs darf ich Sie alle recht herzlich begrüßen bei der Gnadenmutter von Mariastein.

Der Wallfahrtskurat wollte, dass diese Wallfahrt heuer dem Gedenken an den 100. Todestag der hl. Bernadette gewidmet sei, der die unbefleckt empfangene Gottesmutter 1858 in Lourdes 18mal erschienen ist. So will ich denn in dieser Predigt das „Lied von Bernadette“ anstimmen.

„Das Lied von Bernadette“ ist bekanntlich ein Buch- und Filmtitel. Der Verfasser des Buches „Das Lied von Bernadette“ war der österreichische jüdische Dichter Franz Werfel.

Er hat „das Lied von Bernadette“ auf Grund eines gemachten Gelübdes und aus Dankbarkeit geschrieben, weil es ihm, dem Juden, damals, als den Juden in den Ländern Mitteleuropas das „Holocaust“, das Ganz- und Brandopfer der totalen Vernichtung in den Konzentrationslagern abverlangt wurde, bei dem angeblich 4 - 6 Millionen Juden ums Leben kamen, dennoch fast auf wunderbare Weise gelungen war, vor den nationalsozialistischen Häschern zu fliehen und noch Lourdes am Fuß der Pyrenäen zu erreichen.

In den Wochen seines Aufenthaltes in Lourdes vertiefte sich Franz Werfel, bevor er seine Flucht über Spanien nach Amerika fortsetzen musste, in die Ereignisse des Jahres 1858. Er wurde – obwohl er Jude und kein Christ war – vom Bericht über die Erscheinungen Mariens vor Bernadette tief ergriffen und schrieb dann – freilich in dichterischer Freiheit und bisweilen allzu romanhaft die Geschichte Bernadettes von ihrer Geburt im Jahre 1844 bis zu den Marienerscheinungen des Jahres 1858.

„Das Lied von Bernadette“, es ist das dankbare Loblied auf das wunderbare Eingreifen Gottes in jenen 18 Marienerscheinungen vom 11. Februar bis 16. Juli 1858. „Das Lied von Bernadette“ ist aber auch ein ergreifendes Loblied auf jenes 14jährige, asthmakranke, durch verschiedene Leiden in der Schulbildung weit zurückgebliebene Töchterlein des herabgekommenen, abgehausten Müllers Franz Soubirous.

Bernadette durfte dann das Loblied auf jene wunderschöne Frau, die sie 18mal schauen durfte, fortsetzen in ihrem weiteren opfervollen Leben, das reich war an Krankheit, Verkennung und Leid, bis es dann am 16. April 1879, also vor 100 Jahren, zu Ende gesungen war, da sie eingehen durfte in das jenseitige, ewige Glück, das ihr Maria versprochen hatte mit den Worten: „Ich will dich glücklich machen, aber nicht in dieser Welt, sondern in der anderen!“

So manche von Euch, liebe Brüder und Schwestern, waren schon nicht bloß in Lourdes, sondern auch in Nevers und haben da vor dem unversehrten Leichnam der Seherin von Lourdes gebetet.

Stellen wir alle uns an diesem Abend im Geiste vor diesen unverwesten Leichnam des auserwählten Lieblings der Gottesmutter Maria und fragen wir diese Heilige anlässlich ihres 100. Todestages, ob sie uns etwas zu sagen habe.

1. Die hl. Bernadette sagt uns sicher zu allererst das Gleiche, was sie hunderten, ja tausenden von Menschen geantwortet hat auf die Frage, ob denn das, was sie damals vom 11. Februar bis 16. Juli 1859 in der Grotte Massabielle gesehen hat, wirklich echt war oder ob sie damals nicht doch einer Sinnestäuschung erlegen sei. Bernadette sagte: Ich weiß, es war wirklich Maria, die seligste Jungfrau, die unbefleckt Empfangene, die sich damals geoffenbart hat, um das ihr verliehene einzigartige Gnadenprivileg ihrer Unbefleckten Empfängnis, das Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854 feierlich als Dogma verkündet hat, zu bestätigen.

In einem Brief an Papst Pius IX. hat Bernadette wenige Monate vor ihrem Tod folgendes geschrieben: „Heiliger Vater..., die allerseligste Jungfrau muss wohl oft ihren mütterlichen Blick auf Euch werfen, weil Ihr sie als unbefleckt empfangen erklärt habt. Ich glaube gern, dass Ihr von dieser guten Mutter ganz besonders geliebt werden, weil sie vier Jahre später selbst auf die Erde kam, um zu sagen: „Ich bin die unbefleckte Empfängnis“. Ich wusste damals nicht, was das bedeutet, denn ich hatte diese Worte (bis dahin) nie gehört. Seither sage ich mir, wenn ich darüber nachdenke, sehr oft: Wie gut doch die seligste Jungfrau ist! Man möchte wirklich sagen, sie sei gekommen, um das (unfehlbare) Wort des Papstes zu bestätigen... Ich hoffe, diese gute Mutter wird Mitleid mit ihren Kindern haben und geruhen, noch einmal ihren Fuß auf den Kopf der verfluchten Schlange zu setzen und so den grausamen Heimsuchungen der heiligen Kirche und den Schmerzen ihres erlauchten und geliebten Papstes ein Ende zu machen!"

2. Die hl. Bernadette sagt allen, wir sollten auf die Schönheit der unbefleckt empfangenen Gottesmutter wie auf einen Spiegel schauen und daraus lernen, wie wahre Schönheit beschaffen ist!

Es ist so bezeichnend, dass Bernadette über die erste Marienstatue, die der Bildhauer Fabisch nach den Angaben Bernadettes gestaltet hatte, so entsetzt und traurig war und sagte: „Meine gute Mutter, wie man dich nur entstellt hat! Du bist doch unsagbar schöner! Wenn dich die Künstler einmal in der vollen Wirklichkeit sehen werden, werden sie gar sehr staunen!“ Die Schönheit Mariens, von hellem Lichtglanz umflossen! Bernadette durfte ihr in die Augen schauen und vergaß diesen Anblick ihr Leben lang nicht mehr. Sie hat sich gleichsam im Bilde Mariens gespiegelt und dabei erlebt, dass Maria selbst ein Spiegelbild der unendlichen Schönheit und Heiligkeit Gottes ist! Wie nennt die Lauretanische Litanei Maria? Spiegel der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Schönheit Gottes! Und Maria selbst jubelt im Eingangslied der Festmesse am fest ihrer Unbefleckten Empfängnis: „Gaudens gaudebo... Freuend freue ich mich im Herrn und meine Seele jauchzt auf in meinem Gott, denn er hat mich gekleidet in Gewänder des Heils, er hat mich umhüllt mit dem Mantel der Gerechtigkeit, wie eine Braut im Schmucke ihre Geschmeides!“ Das ist Maria in ihrer Unbefleckten Empfängnis! Sei spiegelt sich im unendlichen Meer der göttlichen Schönheit, Reinheit und Heiligkeit und sie erkennt beglückt, dass sie die strahlende, lautere, herrliche Schönheit, Reinheit und Heiligkeit Gottes in vollendeter Weise widerspiegeln darf auf Grund ihrer Unbefleckten Empfängnis, die ja für Maria nicht bloß das Freisein von der Erbsünde bedeutet, sondern in der Folge dann auch das Freisein von jeder persönlichen Sünde und das Erfülltsein von der Gnade Gottes vom ersten Augenblick ihrer irdischen Existenz an: Gratia plena, gnadenvoll! Von Gnade ganz erfüllt und durchtränkt, durchgnadet, das ist wahre Schönheit! Nicht auf die äußere, körperliche Schönheit kommt es an, der mit zunehmendem Alter immer mehr nachgeholfen werden muss durch ein sogenanntes „Make up“, sondern auf die Seelenschönheit. Das verstand die scheinbar so ungebildete Bernadette großartig, darum fiel der Gnadenblick Mariens auf sie und darum schaute Bernadette immer wieder bei jenen 18 Marienerscheinungen auf die Tota pulchra, die ganz Schöne und spiegelte sich förmlich in ihr! Wie gut täte es unseren heranreifenden katholischen Mädchen und Frauen, wenn sie sich in Maria, diesem „Spiegel der Gerechtigkeit“, immer wieder spiegeln, besehen und betrachtet würden, um an diesem Spiegel entweder beglückt zu erkennen: Ich besitze wahre Seelenschönheit, weil ich mir trotz aller Gefahren und Versuchungen unserer sexualisierten und von schaurigster Pornographie überschwemmten Zeit die Herzensreinheit bewahrt habe... oder aber um an diesem Spiegel enttäuscht festzustellen: Alle äußere Schönheit ist bei mir ein übertünchtes Grab, Maske und Fratze, von der das „Außen hui, innen pfui“ gilt, weil ich wahre, innere Schönheit und Sauberkeit längst weggeworfen, verloren und eingebüßt habe! Die asthmatische, dauernd kranke Bernadette war in den Augen der Welt keine Schönheit, aber wer ihr in die Augen schauen konnte, in jene tiefen, dunklen Augen, merkte, hier ist innere Schönheit da und unverletzte sittliche Sauberkeit und Reinheit! Und wer einmal am Sarkophag der hl. Bernadette in Nevers gestanden ist und dieses feine, reine Antlitz am unverwesten Leichnam betrachtet hat, der spürt unwillkürlich das, was der Spötter unter den deutschen Dichtern, Heinrich Heine gedichtet hat, als er, der Lebemann, in Frankreich einem edlen, reinen, unverdorbenen Mädchen – es hätte zeitlich sogar Bernadette sein können – begegnet war. Er drückte da die Empfindungen, die sich in seiner Seele regten, in diesen Versen aus: „Du bist wie eine Blume / so hold und schön und rein; ich schau dich an und Wehmut/ schleicht mir ins Herz hinein. / Mir ist, als ob ich die Hände / aufs Haupt dir legen sollt, / betend, dass Gott dich erhalte / so rein und schön und hold!“

Seht, auf Bernadette hat die jungfräuliche, unbefleckt empfangene Gottesmutter ihre makellos reinen Hände gelegt, betend, dass Gott sie erhalte so rein und schön und hold.

Und diese hl. Bernadette ruft zu ihrem 100. Todestag aus dem Sarkophag, der ihren unverwesten Leichnam birgt, den katholischen Mädchen zu: bewahrt euch euren Idealismus! Schaut – wie ich es getan habe – zum strahlenden Ideal der Immaculata auf! Vergleicht euch immer wieder mit ihr! Schaut hinein in diesen Spiegel wahrer fraulicher Schönheit!

So wenige sind heute in den Reihen der weiblichen Jugend unseres Landes noch begeisterungsfähig für das Edle und Schöne und Reine! Bei so vielen in den Reihen der Jugend ist alle Glut der Begeisterung für das Edle und Reine niedergebrannt, ihre Seele ist vielfach zur ausgebrannten Brandstatt, zur Ruine geworden, weil man nichts mehr erwarten kann, weil man auf nichts mehr verzichten kann, weil man leider vielfach auch durch die Massenmedien und durch völlig falsch aufgezogene Sexualaufklärung dazu verführt worden ist, sich und seine niedrigen Triebe zu befriedigen und darin auszutoben! Es gibt scheinbar kein 6. Gebot mehr, weil heute alles als erlaubt hingestellt wird auf sexuellem Gebiet! Wenn man doch mehr an jenes Mädchen dächte, das damals vom 11. Februar bis 16. Juli 1858 18 mal der unbefleckt Empfangenen in die Augen schauen durfte! Wer hätte damals die 14jährige asthmakranke, bleiche Tochter des verarmten Müllers Franz Soubirous schön genannt!? Und doch nimmt sie es unsagbar leicht mit der Schönheit der Filmstars und der Schönheitsköniginnen unserer Zeit auf! Mit ist das damals wie in einem tiefen Erlebnis aufgegangen, als ich am Sarkophag der hl. Bernadette zum ersten Mal kniete!

3. Noch ein Drittes sagt uns die hl. Bernadette anlässlich ihres 100. Todestages: sie bringt uns das Wort in Erinnerung, das die Gottesmutter bei einer Erscheinung zu ihr gesprochen hat: „Ich verspreche dir, dich glücklich zu machen, aber nicht hier auf Erden, sondern drüben!“ Das sagt Maria auch uns allen! So viele leben heute so, als ob sie ewig auf Erden bleiben und sich hier ein ewiges Glück aufbauen könnten! Der praktische Materialismus und das Konsum- und Wohlstandsdenken ist auch in die Reihen der Katholiken in erschreckendem Maße eingedrungen. Auch in die Reihen der Jugend, sogar schon in die Reihen der Schulkinder. Man muss sich nur anhören, was sich Kinder wünschen, was sie vom Leben erwarten und erhoffen. Bernadette hätte sich, als die ersten wunderbaren Heilungen in Lourdes einsetzten, denken können: warum werde ich denn nicht wenigstens von diesem schaurigen Asthma geheilt? Aber sie wusste es und sagte es auch ganz offen: Meine Berufung ist das Kranksein, das Verzichten, das Opfern! Im schon zitierten Brief Bernadettes an Papst Pius IX. schrieb sie u.a. auch: „Meine Waffen sind das Gebet und das Opfer, die ich beibehalten werde bis zum letzten Atemzug. Da erst wird die Waffe des Opfers mir aus den Händen fallen, aber die des Gebetes wird mir in den Himmel folgen.“

Der Himmel! Ihn hat die Gottesmutter der kleinen Bernadette versprochen. Dort sollte sie ewig glücklich werden und nicht in dieser Welt! Aber sie sollte sich den Himmel verdienen. Bald nach den Erscheinungen der Gottesmutter fragte ein Priester die kleine Bernadette sehr kritisch aus und sagte u.a. zu ihr: „Da dir die Dame ja versprochen hat, dich in der anderen Welt glücklich zu machen, brauchst du dich über nichts mehr zu beunruhigen und kannst dich ruhig auf diesem Versprechen ausruhen!“ Darauf antwortete die scheinbar so dumme, ungebildete Bernadette: „Schön langsam Herr Pfarrer, Sie täuschen sich sehr, wenn Sie das meinen! Ich werde glücklich sein im Himmel, ja, aber nur, wenn ich tue, was sich ziemt und meinen Weg geradeaus gehe!“

Wir alle sollten das merken, ruft uns die hl. Bernadette anlässlich ihres 100. Todestages, an dem sie in den Himmel eingegangen ist, zu! Nicht die blödsinnige Schlagerweisheit gilt hier, die da singt: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind“, dabei lebt man gedankenlos und opferscheu ohne jedes Sündenbewusstsein dahin... Hier gilt aber das Wort Christi, der gesagt hat: „Das Himmelreich leidet Gewalt und nur die, die Gewalt gebrauchen, d.h. die sich anstrengen und den schmalen Weg der Treue gegen Gottes Gebote gehen, reißen es an sich!

Bernadette hat sich nie auf die ihr zuteilgewordenen Erscheinungen der Gottesmutter etwas eingebildet und dieses Privileg nie als Garantie betrachtet, dass sie sicher in den Himmel komme. Als ein Priester zu Bernadette sagte: „Ich bin darüber höchst erstaunt, dass die seligste Jungfrau dir, gerade dir erschienen sein soll!“, da fragte Bernadette: „Warum sind Sie darüber erstaunt?“ „Nun, weil ich fest überzeugt bin“, sagte der Priester, „dass es in der Stadt Lourdes andere, sehr viel artigere und besser Mädchen gäbe als dich!“ darauf Bernadette: „Da haben sie wohl recht! Das hat sich sicher die Gottesmutter selber auch gedacht!“ – Und später, als Bernadette schon im Kloster zu Nevers war, wurde sie von einer Oberin gefragt: „Haben Sie denn gar keine Anfechtungen von Hoffart gespürt, so von der seligsten Jungfrau bevorzugt worden zu sein?“ Darauf Bernadette: „Was für eine Vorstellung haben Sie nur von mir, Schwester Oberin? Als ob ich nicht wüsste, dass die seligste Jungfrau mich nur deshalb erwählt hat, weil ich die Unwissendste und Ungeeignetste war? Wenn sie eine Unwissendere gefunden hätte, so würde sie sicher diese erwählt haben...“

So war Bernadette! Demütig, bescheiden, opferbereit! Sie wusste zu gut, dass das ihr zuteilgewordene Privileg der Erscheinung der Gottesmutter vor ihr noch keine Garantie darstellte, dass sie sicher in den Himmel kommen und das letzte Ziel erreichen würde. Die Gottesmutter hatte ihr wohl versprochen, sie in der anderen Welt glücklich zu machen, ja, aber anstrengen musste sie sich deshalb nicht weniger, um am Ende ihrer Erdenpilgerfahrt das Ziel auch zu erreichen!

Sie ist überzeugt und schreibt es einmal wortwörtlich nieder: „Ich bin mehr als jeder andere verpflichtet, mich ganz Jesus Christus anzuschließen, ihn um sein Licht, um seine Stärke, um seine übernatürliche Lebenskraft zu bitten und so dem übernatürlichen Ziel in ihm und mit ihm entgegenzugehen. Ich bin Ordensschwester und habe das Gelübde, nach Vollkommenheit zu streben, abgelegt...Möge das Kreuz nicht nur vor meinen Augen und auf meiner Brust, sondern auch in meinem Herzen sein! (...Ich will mich erinnern an die Versuchung jenes Mönchs, der eines Tages vor Müdigkeit gezögert hat, seinen (ihn schwer dünkenden) Weg fortzusetzen, um die hl. Messe zu feiern. Da erschien ihm unser Herr Jesus Christus und zeigte ihm die Wunde seines Herzens und erinnerte ihn daran, dass ihn die Müdigkeit nicht daran gehindert habe, bis auf den Gipfel des Kalvarienbergs hinaufzusteigen. Darum Mut!) Ich muss mir Gewalt antun! Nach aller Ermüdung und Erschöpfung will ich mich am Herzen Jesu ausruhen!“

Und dann fügt sie noch hinzu: „Je mehr ich (durch Opfer, Krankheit, Leid und Verkennung) gekreuzigt sein werde, umso größer wird einmal meine Freude im Himmel sein!“

So war es dann auch bis hin zur letzten Krankheit. Eines Tages äußerte sie den Wunsch, man möge aus ihrer Zelle alle Bilder und kleinen Gegenstände, die ihr noch verblieben waren, entfernen. Sie hob dabei das Kruzifix in ihren Händen hoch und sagte: „Das genügt mir!“

Die Oberin befürchtete, das Leiden und die Schmerzen gingen über Bernadettes Kräfte; sie sage darum zu ihr: „Wir wollen beten, dass Gott Ihre Schmerzen lindert.“ Darauf antwortete die sterbenskranke Bernadette sofort mit seltsamer Festigkeit in ihrer Stimme: „Nein, nein, keine Erleichterung, nur Kraft und Geduld!“ Und oft kam das Gebet über ihre Lippen: „Herr, schenke mir die Gnade der Geduld, der ich so sehr bedarf!“ Ihr Sterben war dann schwer und langwierig. In der Nacht vom Montag, den 14. April 1879 zum Dienstag, den 15. April erlitt Bernadette eine Art moralischen Todeskampf. Vom Satan gepeinigt, zweifelte sie an ihrem Seelenheil. Man hörte sie mehrmals im Ton höchste Angst rufen: „Geh fort, Satan, geh fort!“

Am Osterdienstag, den 15. April 1879 abends umklammerte Bernadette die Hand der neben ihrem Bett stehenden Schwester und sagte mit leiser, erregter Stimme: „Ich habe Angst, ich habe Angst...“ Die Schwester wollte sie beruhigen, aber Bernadette fuhr mit derselben Stimme fort: „Ach, ach, ich habe Angst, denn ich habe so viele Gnaden empfangen und habe so schlecht mit ihnen mitgewirkt!“

Am Mittwoch, den 16. April 1879 wurde die Sterbende ruhig... es ging dem Ende zu im Todeskampf. Mit noch erstaunlich klarer Stimme sagte sie kurz vor dem Sterben: „Mein Gott, ich liebe dich von ganzem H erzen, von ganzer Seele und mit allen meinen Kräften!“ dann sagte sie, wie Christus am Kreuz: „Mich dürstet!“ Man befeuchtete ihre Lippen. Zuletzt machte sie ihr „bewundernswertes“ Kreuzzeichen, wie sie es von der Gottesmutter selber ja bei der ersten Erscheinung gelernt hatte. Einige Augenblicke später murmelte sie: „Hl. Maria, Mutter Gottes, bitte für mich arme Sünderin...arme Sünderin...“

Das waren ihre letzten Worte an jenem 16. April vor 100 Jahren.

Sprechen wir der hl. Bernadette diese Worte immer wieder nach: Hl. Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, uns arme Sünder... führe auch uns und die vielen, vielen Menschen, die heute vielfach in äußerster Gefahr sind, verlorenzugehen, an deiner Mutterhand in das ewige Glück des Himmels“ Sprich auch zu uns, Maria ,die Worte, die du zu Bernadette gesprochen hast: „Ich will dich glücklich machen, aber nicht in dieser Welt, sondern drüben!“ Amen.